Mit der anstehenden Novellierung der Beleihungswertermittlungsverordnung (BelWertV) können neue zukunftsweisende Zeichen in Richtung der Zulässigkeit von automatisierten Bewertungsprozessen (automatisierte Immobilienbewertung) gesetzt werden. Ausgangspunkt dieser Überlegungen stellt der unterstützende Einsatz von hedonischen Modellen zur Stärkung der Markttransparenz und damit zur Erhöhung der Validität von Markt- und Beleihungswerten dar. Der Einsatz von data analytics ermöglicht große Datenmengen in eine zielführende Interpretation zu überführen und als wichtige und fundiertere Entscheidungsgrundlage für den Immobiliengutachter zur Verfügung zu stehen. Dieses neue Level der Datengewinnung und Analyse bietet einerseits Verschlankungspotenziale im originären Immobilienbewertungsprozess sowie andererseits die Möglichkeit neue Wertschöpfungsmöglichkeiten erkennen und in neue/veränderte Geschäftsmodelle überführen zu können. Darüber hinaus können Risiken im Zusammenhang mit einer Immobilienfinanzierung besser identifiziert, Portfolien fundierter gemanagt und strategische Entscheidungen auf einer besseren Datengrundlage getroffen werden.

Automatisierte Immobilienbewertung: Warum erscheint der Einsatz von hedonischen Modellen in der Branche aktuell als sehr wichtig? 

  • in Zeiten zunehmender Datenquellen und Datenmengen ist eine analoge Zusammenführung, Aufbereitung und Auswertung derselbigen nicht mehr zielführend. Der damit verbundene hohe Zeit-/Kostenaufwand sowie die Begrenztheit der Auswertbarkeit von Datenmengen führen sowohl zu einer suboptimalen Prozessgestaltung, als auch zu einer geringeren Validität des Ergebnisses.
  • die digitale Transformation erfordert es, sein Geschäftsmodell hinsichtlich der neuen Markt- und Wettbewerbsbedingungen auf den Prüfstand zu stellen. Voraussetzung dafür ist es, diese analysieren zu können und auf dieser umfassenderen Informationsgrundlage die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
  • branchenfremde große Player sind bereits jetzt dazu in der Lage fundierte Aussagen zum aktuellen und prognostiziertem Marktgeschehen treffen zu können. Der Einsatz von hedonischen Modellen führt damit zu einer Stärkung des Berufsstandes Immobiliengutachter und nicht zu einem Ersatz desselben. Fachexpertise und Erfahrungswerte sind als Wettbewerbsvorteile und Alleinstellungsmerkmale zu begreifen, der fehlende Einsatz digitaler Möglichkeiten als Wettbewerbsnachteile und Substitut für nicht mehr erforderliche Arbeitsweisen.

 

Zusammenfassend kann der zunehmenden Komplexität von Daten und Datenzusammenhängen nicht dadurch begegnet werden, dass man sich vor ihrer Auswertbarkeit verschließt. Nur auf der Grundlage von präzisen, umfassenden und zeitnahen Informationen können die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Regulatorisch scheint damit auch ein neuer Weg in die Steuerbarkeit von makroprudenzieller Risiken geebnet.

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